Weltkulturerbe „Basler Fasnacht“ – Fluch und Segen zugleich?
Anfangs Dezember 2017 ging ein freudiger Aufschrei durch die Stadt Basel – zumindest durch die Basler Fasnachtswelt. Hat es doch geklappt mit der ersehnten Aufnahme in die Repräsentative UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Erfreulicherweise hat Bundes-Bern die Randregion Basel ausnahmsweise nicht vergessen -wie in so vielem-, sondern in Zusammenarbeit mit dem Fasnachts-Comité und vielen Fasnächtlern, die Kandidatur bei den zuständigen Stellen der UNESCO zur Aufnahme in eben die genannte Liste eingereicht. Im Gegensatz zum materiellen Kulturerbe dem z.B. die Berner Altstadt oder das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair angehören, also Räume und Bauten, schaffen es auf die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit Ausdrucksformen wie etwa Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen sowie Bräuche, Feste und Handwerkskünste. Die Liste wurde mit dem Ziel eingerichtet, das Immaterielle Kulturerbe weltweit sichtbar zu machen und das Bewusstsein um die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen
Das immaterielle Kulturerbe „Basler Fasnacht“ soll also weltweit sichtbar gemacht werden. Basel Tourismus ist auf diese Idee bereits aufgesprungen und sieht viel Potential für die Basler Fasnacht auf der touristischen Landkarte. Man wird also die Vermarktung der Basler Fasnacht in noch weiterem Gebieten verstärken. Wenn nun damit zu rechnen ist, dass wir vermehrt Gäste aus China oder dem slawischen Raum begrüssen müssen, ist dann die Basler Fasnacht noch ein bedeutendes kulturelles Ereignis für die Basler Bevölkerung?
Zum kulturellen hiesigen Ereignis gehört auch die Pflege der einheimischen Essenskultur. Da aber die Schweizer die Gewohnheit haben sich anzupassen, werden wir nebst Mählsuppe, Zwiebelwähen und gegrillten Klöpfern auch Insekten vom Grill an den Ständen in der Innerstadt antreffen. Beim Flüssigen tut es nicht nur der Riehener Schlipfer. Nein, jetzt muss es dann in Strömen Reiswein und noch mehr Wodka sein. Die UNESCO unterstreicht die wichtige Rolle der Sprache, in diesem Fall des Basler Dialekts, bei der Vermittlung des Kulturerbes. Wie bitte soll dies geschehen für auswärtige Besucher, wenn schon in einheimischen Kindergärten die Schriftsprache Usanz ist. Werden die Schnitzelbänggler angehalten, ihren Helgenfaggel mit Untertiteln in Chinesisch oder Russisch anzuhängen?
Die Laternenkünstler werden wohl aufgefordert zum besseren Verständnis die Verse dreisprachig aufzutragen? Wird das Intrigieren der Wäägeler endgültig verschwinden und dem Schwingen chinesischer Girlanden in Drachenform weichen? Nun, hoffen wir, dass das Gesagte alles Schwarzmalerei bleibt. Denn wenn plötzlich keiner mehr weiss, wie ein Schnitzelbangg-Vers gedichtet wird oder die Mätzli getrommelt werden, ist es vorbei mit der lebendigen Tradition. Heben wir Sorge zu diesem Kulturgut und bewahren wir Fasnächtler es. Die UNESCO wird wohl beobachten, wie sich die Basler Fasnacht entwickelt.
Geniessen wir vorerst den Segen, der über unsere Basler Fasnacht ausgeschüttet wurde, und die Streicheleinheiten denen die Fasnächtler zuteil wurden. Halten wir uns vor Augen, dass unsere Fasnacht offiziell Kulturgut ist und nicht bloss Scheiaweia. Basel ist dank der Fasnacht endlich auf einer UNESCO-Liste. Morgestraich! Vorwärts Marsch!
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